Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt: nachdem am Wochenende zuvor die Partie ETV Hamburg - DHfK Leipzig zum 80.000 Sport-live.net Foto führte, standen am 30. Januar 2010 zwei Partien der tschechischen Extraliga der Damen auf dem Programm - dabei war nicht nur aufgrund der ungarischen Nationalspielerin Brigitta Radacsi, die seit Dezember auf den Lochball in Prag drischt, die Partie des Tabellenführer Herbadent Tigers und den viertplatzierten Damen aus Liberec das eigentliche Highlight der Reise - welches dann letztlich der europäischen Bahnpolitik zum Opfer fiel: da die Bahnstrecken zwischen Nürnberg und Prag für schnelleren Bahnverkehr nicht ausgelegt sind, setzt die Deutsche Bahn (an sich schnellere) Direktbusse zwischen diesen beiden Städten ein. Leider verzögerte sich der Transport von geplanten 3:45 Stunden auf etwa deren neun, da sich auf Höhe der deutsch-tschechischen Grenze zwei Lastwagen bei voller Fahrt ineinander verliebten und der eine dabei gleich noch das eine oder andere Fass Gefahrgut aufmachte.
So war es den lokalen Taxibetrieben zu verdanken, dass ich wenigstens pünktlich zur zweiten Partie des Tages noch die Halle erreichte, wo gerade die hochfavorisierten Damen von Elite Prag nach zwanzig Minuten gegen den Brünner Underdog vom TJ Sokol Zidenice mit 1:0 führten und sich in die erste Pause verkrümelten. Auch im zweiten Drittel gab es zunächst das Bild, welches sich berichteweise auch im ersten Abschnitt geboten hatte: Elite war zwar durchaus feldkontrollierend, gegen die sichere Abwehr der Gäste taten sich die Gastgeberinnen aber extrem schwer - letztlich musste Karin Kunrath im Tor der Brünnerinnen zunächst nur selten eingreifen. Erst in der 33. Minute sorgte Hana Polakova für etwas Erleichterung, als sie kurz vor Kunrath den Schläger in einen Freischlagschuss von Michaela Rullova hielt und damit den Ball unhaltbar abfälschte. Nun ging es Schlag auf Schlag: 80 Sekunden später erhöhte das gleiche Duo auf 3:0, beim 4:0 durch Ivana Lisova hatte Kunrath den Ball an sich abgefangen, gab dem Spielgerät aber nicht die entscheidende Richtungsänderung, so dass der Ball vom kurzen Innenpfosten ins Tornetz trudelte. Prag war nun auf der Siegerstraße - und auch die völlig überraschende Ergebniskosmetik zum 4:1 46 Sekunden vor der zweiten Drittelpause nach einem schönen Angriff von Tereza Vranova über halblinks ließ letztlich keine realistischen Hoffnungen bei den Gästen aufkeimen - für Elite hingegen war das 4:1, was gleichzeitig auch Pausenstand war, ein Schönheitsfehler unter einem ordentlichen Abschluss des Mitteldrittels - auch die Schuss-Statistik sprach hier Bände: während Vranovas Treffer gleichzeitig der einzige Schuss auf Lucie Langerova war, gab es 14 Abschlüsse auf das Brünner Tor.
Im Schlussdrittel schaltete Elite einen Gang zurück und brachte den Sieg souverän über die Runden. Polakova trug sich noch zweimal in die Torschützenliste ein und sammelte so genauso vier Scorerpunkte wie Rullova, die insgesamt vier Assists zu Buche stehen hatte. Auch in diesem Drittel gehörte der Schlusspunkt aber den Gästen - und wieder sah Langerova, dieses mal bei einem Flachschuss von Klara Girgleova, nicht wirklich souverän aus. So durfte Zidenice letztlich mit der 2:6-Niederlage zufrieden sein, auch die knappe handvoll von Fans, die ihre Damen begleitet hatten, waren durchaus angetan. Für Elite stehen hingegen wichtigere Aufgaben auf der Prioritätenliste - insbesondere die Qualifikation für die Meisterrunde war das beherrschende Thema in der Sporthalle von Kunratice.

• Der Autor empfiehlt heute David Safier: Mieses Karma.

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