Spiel um Platz 9: Deutschland - Russland 5:7 (1:3, 3:3, 1:1)

Wer am Finaltag der A-WM spielen darf, muss eine von zwei Eigenschaften erfüllt haben: entweder, er war besonders gut - und darf dementsprechend sich in den letzten beiden Partien des Tages um die Medaillen und Pokale kloppen - oder er hat ein... suboptimales Turnier gespielt. Naja, dann hat man eben das erste Spiel am Finaltag. Von den großen vier Nationen im Unihockey waren dann Deutschland und Russland bei diesem Turnier meilenweit entfernt, so blieb nur die letztere Ehre. Für beide Mannschaften galt es, irgendwie den Abstieg zu vermeiden. Deutschland konnte zwar phasenweise gegen Norwegen mithalten, war aber im Turnier dann insgesamt doch zu schwach, den Russen musste man nach überzeugendem Beginn eine klar sinkende Formkurve attestieren. Einer musste verlieren und damit absteigen, für die nötige Dramatik am letzten Turniertag war also sicherlich gesorgt.
Deutschland versuchte aus einer sicheren Defensive zu kontern und sorgte auch im ersten Drittel für gefährliche Angriffe, letztlich wurden aber zu viele Fehler gemacht. In der fünften Minute machte der nervös wirkende Patrick Schmidt im deutschen Tor einen kapitalen Stellungsfehler, Roman Druzinisky erkannte das praktisch leere Tor und traf zum ersten Mal in diesem Drittel. Auch eine gute Minute später war es wieder Druzinisky, der einen unnötigen Abpraller von Schmidt verwertete. Deutschland fing sich aber, der Anschlusstreffer von Fredrik Holtz nach einem schönen Konter in der 8. Minute machte wieder Hoffnungen - doch leider war es genau dieser ehemalige U19-Nationalspieler Schwedens, dessen Fehlpass in der 10. Minute zum Konter der Russen führte. Torschütze - kaum erwähnenswert: Roman Druzinisky, der dem Jochen Schilling, der inzwischen das deutsche Tor hütete, keine Chance ließ. Deutschland kämpfte fortan und kam besser ins Spiel, doch die Chancen, die sich dem Team boten, konnten nicht genutzt werden. Die Russen waren im ersten Drittel in den entscheidenden Situationen einen Schritt schneller und einen Tick cleverer und nahmen eine Führung von 3:1 mit in die Drittelpause.
Im zweiten Drittel zeigten sich die deutschen deutlich engagierter. Mit drei Reihen versuchte man nun, Druck auf die Russen zu machen - doch wieder war es ein indivudueller Fehler, der den Russen den Weg zum Tor ebnete: Kristian Holtz verlor den Ball als letzter Mann in der Abwehr den Ball - Konter Druzinisky, 1:4 (26.). Fredrik Holtz ließ die deutschen Hoffnungen wieder aufleben, indem er einen Penalty sicher verwandelte (27.), doch ein Ballverlust wurde von Druzinisky in der 29. Minute genutzt, um wieder den alten Abstand herzustellen. In Folge spielte Deutschland zweimal in Überzahl - und auch wenn das Powerplay nicht immer Lehrbuch-Charakter hatte, landete der Ball zweimal in den Maschen von Sergej Proyankov: Magnus Gaude (32.) und Fredrik Hartwig (34.) verkürzten auf 4:5. Jetzt war wieder Hoffnung im deutschen Team, Deutschland kontrollierte das Spiel - aber zeigte in den Offensive in den entscheidenden Situationen etwas zu wenig Biss: Vladimir Gorschenko spielte sich hinter dem Tor frei und erhöhte auf 4:6 (36.). Dies gab den Bemühungen der Deutschen einen kleinen Dämpfer, die Russen brachten diese Führung erstmal in die zweite Pause.
Deutschland konnte im dritten Drittel den Druck nicht mehr aufbauen. Letztlich fehlte auch im Schlussabschnitt der Zu gzum Tor. Positiv war wieder das Powerplay - Pavel Semenov sass für Zeitspiel auf der Bank, Fredrik Hartwig traf in Überzahl(10.). Die Hoffnungen waren wieder da, Deutschland nahm das Heft wieder mehr in die Hand. Allerdings wurde man auch zu anfällig für Konter - gegen Alexander Zavartjev, der in der 54. auf das deutsche Tor zulief, war der beim munteren Spiel Torwart-Wechseldich gerade dran war, etwas ungeschickt, aber machtlos. Auch mit sechs Feldspielern konnte Deutschland in der Endphase den Abstieg nicht mehr abwenden.
Deutschland war sicherlich nicht das schlechtere Team dieses Vergleichs, aber zu viele individuelle Fehler schenkten den disziplinierten Russen einfach zu viele Tore, um letztlich das rettende A-Gruppen-Ufer zu erreichen. So setzte sich Russland im Spiel der beiden schlechtesten Mannschaften der A-Gruppe aufgrund eines überrangenden Roman Druzinisky und eiserner Disziplin nicht unverdient durch. Gegen den Aufsteiger Estland wird es aber auch für dieses russische Team in zwei Jahren sehr schwer werden.