Ungarn - Lettland 1:5 (0:2, 0:2, 1:1)

Spiele "meiner" ungarischen Mädels begleiten mich in meiner Arbeit seit 2007 - und seitdem ist und bleibt es immer eine ganz besondere, wundervolle Sache für mich, wenn das Team "Magyarország" in den Floorball-Ring steigt - leider in den letzten Jahren auch oft weniger siegreich und dadurch geprägt, dass ein größerer Teil der sehr guten Spielerinnen sich weigern, für das Nationalteam aufzulaufen.
So verlief die Qualifikation bis zu diesem vierten Spieltag unglücklich: die derbe 1:27-Niederlage gegen die Schweiz vielleicht noch verkraftbar, lief es bei der knappen Niederlage gegen Dänemark (3:5) und vor allem bei dem dummen Unentschieden gegen Außenseiter Spanien (3:3) schon wirklich etwas dämlich. Trotzdem war das Tor nach Tampere noch offen: mit einem Sieg im vierten Spiel gegen Lettland wäre Ungarn, ein weiterer Sieg gegen Frankreich vorausgesetzt, sicher für die Endrunde qualifiziert. Selbst eine knappe Niederlage sollte den Lettinnen hingegen für die Fahrt nach Finnland reichen - hatten sie doch am Vortag gegen Dänemark einen Punkt eingefahren und somit beste Chancen, einer der beiden besseren Viertplatzierten zu sein.
Ungarn suchte sofort ihr Heil in der Defensive, stand geschickt und baute um Anna Racz, die in den ersten zehn Minuten das Tor hütete, einen guten Abwehrriegel auf. Eigene Akzente setzten die Magyarinnen hingegen wenig, mussten teilweise sogar eher dafür kämpfen, dass sie überhaupt die Chance zum Wechsel hatten. Hinzu kam eine Unterzahl nach einem Wechselfehler, aus meiner Sicht war dieser absolut nicht nachvollziehbar, während dessen die Ungarinnen teilweise zu dritt agieren mussten, als die zu Beginn etwas überfordert wirkenden Referees übersahen, dass Nicole Vertesi bei einem Abwehrversuch getroffen worden war. Nach zehn Minuten dann ein überraschender Schachzug: für die bisher gute Racz kam die bisherige Nummer 1, Rita Miklos, ins Tor. Die Anfälligkeit bei Wechseln schien aber zu bleiben - und so fiel der erste Treffer für Lettland durch Santa Torstere in der 15. Minute ausgerechnet in einer Situation, wo Ungarn fälschlicherweise nur vier Feldspielerinnen aktiv einsetzte und somit die Zuordnung überhaupt nicht mehr passte. Knappe drei Minuten später zeigten sich die Lettinen erneut brutal effektiv, als sie einen weiteren Zuordnungsfehler in der ungarischen Abwehr sofort zum 0:2 durch Evelina Garbare bestraften.
Aus ungarischer Sicht begann das zweite Drittel vielversprechend, in der ersten Minute hatten Brigitta Radacsi und Vertesi direkt gute Chancen zum Anschlusstreffer, auch in den folgenden zehn Minuten schien die taktische Marschroute nun effektiver aufzugehen. Ausgerechnet ein Einschlag von der gegnerischen Verteidigungslinie brachte dann die ungarische Ordnung in der 33. Minute erneut völlig aus durcheinander, Luize Bilinska nutzte dies direkt nach dem Einschlag durch Edite Bankava aus. Als ob es eines weiteren Beweises bedarf, dass die Ungarinnen nicht nur ein Quentchen schlechter, sondern auch noch unglücklicher waren, schickte der Floorballgott die letzten vier Minuten des Drittels ins Rennen: nach einem Stockschlag und einer entsprechenden Strafe gegen Liga Garklava in der 37. Minute wollte sich zunächst überhaupt kein Spiel einstellen, was nur ansatzweise "Powerplay" zu nennen wäre - als dann doch mit Glück und Geschick Vertesi wenigstens endlich den Ball erobert hatte und sofort eine ungarische Chance einleitete, musste Baiba Jurusa im Schutzraum klären - der fällige Strafschuss klatschte an die Latte, in Überzahl traf Vertesi nur den Pfosten - und gerade als Jurusa wieder das lauschige Plätzchen am Spielsekretariat aufgegen hatte, erzielte sie nach einem Konter 43 Sekunden vor dem Pausentee den vierten Treffer für Lettland.
Die Messe war somit gelesen, fünf ungarische Tore im Schlussdrittel waren wohl nicht mehr zu erwarten. Die Mannschaft von Zsuzsanna Varsanyi und Norbert Bak spielte zwar in den letzten zwanzig Minuten gefällig, aber zu ungefährlich für ein Comeback. Eine Strafe gegen Madara Adamane in der 55. Minute führte dann noch zu zwei weiteren Treffer: zunächst leitete das ungeschickte Ballgeschiebe in Überzahl nur einen erfolgreichen Konter von Bilinska ein - kurz darauf traf aber Beata Gyogos in Überzahl - allerdings eher mit einem Kontertreffer denn mit einem wirklich herausgespielten Überzahltor.
Lettland qualifizierte sich somit auch rechnerisch für Tampere, Ungarn muss sein Team nun für die WM 2017 aufbauen - was umso schwerer werden könnte, da ein Teil der Leistungsträger wohl nicht mehr unbedingt noch zweieinhalb Jahre Leistungssport anhängen werden können.


  Ungarn   Lettland
16 Anna Racz (TW) 31 Jana Filipsone (TW)
1 Rita Miklos (TW) 99 Kristine Kirilova (TW)
20 Karolina Babusa (TW) 2 Evija Polakova
3 Emese Bodocs 3 Tatjana Varsa
4 Anna Takacs 7 Paula Brunovska
5 Judit Meszaros 8 Luize Bilinska
6 Eszter Fodor 9 Edite Bankava
7 Divina Roa-Poloskei 10 Evelina Garbare
8 Rita Laszlo 12 Zane Klabere
9 Nicole Vertesi 13 Gunita Karlina
10 Szilvia Darai 14 Madara Adamane
11 Beata Gyugos 15 Liga Vancane
12 Veronika Vladar 18 Baiba Jurusa
13 Vivien Varadi 20 Inga Ametere
14 Anna Harmat 21 Diana Isjomina
15 Brigitta Radacsi 23 Liga Garklava
17 Evelin Hotz 24 Ieva Priede
18 Zsuzsanna Tudos 26 Eliza Elizabete Berzina
19 Alexandra Szedlak 27 Santa Torstere
21 Agnes Huszar