Jona-Uznach Flames - Ticino Unihockey 9:4 (3:2, 2:1, 4:1)

Zeit, Geschichte zu schreiben: die Partie zwischen den Jona-Uznach Flames und Ticino Unihockey am 17. September 2011 zum NLB-Auftakt bei den Herren war in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes. Dabei ging es nicht unbedingt um die beiden deutschen Nationalspieler Andreas Gahlert und Manfred Berzel in den Reihen der Flames, sondern vielmehr um die Gäste aus dem Tessin: erstmalig hatte sich eine Mannschaft aus der Südschweiz für eine der beiden höchsten schweizer Herrenligen qualifiziert - es galt also für die Spieler aus der italienischen Schweiz, Einträge ins grosse Lochball-Geschichtsbuch der Sorte "erstes südschweizer Tor in der NLB" oder "erste südschweizer Strafzeit in der NLB" unter sich aufzuteilen. In die Partie gegen die Flames, die man doch eher als eine der starken Mannschaften der zweithöchsten Spielklasse einschätzen konnte, waren sie allerdings klare Aussenseiter.
Während die ersten Minuten Schlimmes vermuten liessen - die Mannschaften tasteten sich doch deutlich vorsichtig ab - begann die Partie nach wenigen Minuten Fahrt aufzunehmen. Dabei waren es nicht nur die Flames, die sportliche Duftmarken setzten - und die Gäste hatten gleich nach fünf Minuten eine gute geschenkte Gelegenheit: einen Konter der Tessiner konnte Jona zwar abwehren, im Nachgang liess sich Florian Hürlimann aber zu einem dummen Gerangel hinreissen und durfte damit die erste Strafzeit der NLB-Saison der Flames in seine persönliche Statistik schreiben. Ticino spiele eine gute Überzahl - und als Raffael Egloff von der rechten Seite Flames - Goalie Philipp Kägi ausguckte, hatte er damit eine der eben zitierten historischen Einträge im Geschichtsbuch mit seinem Namen versehen. In dieser Phase wirkte allerdings Gäste-Torhüter Alessandro Tessitore etwas unsicher - und dies machte sich nur eine Minute später Yves Troxler zu Nutze, als er den Ball von aussen unter die Latte zimmerte. Während die ersten Spieler schon in der Saison 2011/12 angekommen waren, war Andreas Gahlert da etwas langsamer - Manfred Berzel nahm übrigens zunächst nur auf der Bank Platz - : der Top-Scorer der letzten NLB-Saison kam in den ersten Minuten nicht nur nicht gut in die Partie, sondern leistete sich auch einen dummen hohen Fehlpass in die eigenen Abwehrreihen, der von Boris Pellegrini zu einem Konter abgefangen werden konnte - schon war der zweite Tessiner Treffer in der NLB der Herren ebenfalls geschrieben. Auch wenn der eine oder andere Fehler meist der Auslöser war, die Zuschauer sahen durchaus schöne Tore - und in der 12. Minute schlug der Ball wieder bei den Weiss-Blauen ein: Dominik Heller spielte vom linken Flügel einen schönen halbhohen Ball an den langen Pfosten, der von Marc Müller traumhaft aus der Luft verwertet wurde - bei der ARD-Sportschau hätte dieser Treffer "Tor des Monats"-Potential gehabt. Letztlich mussten die Aussenseiter aber auch das erwartete Lehrgeld zahlen: als Armando Unholz nach 13 Minuten einen Einschlag ins Mittelfeld zurücklegte, stand Martin Nef völlig frei an der Mittellinie und vollendete zum letztlichen 3:2-Pausenstand.
Auch Andreas Gahlert, zu Beginn des Spiels noch kritisiert, kam nun immer besser ins Spiel und zeigte gleich in der 22. Minute, warum er für die Flames so unglaublich wichtig ist: Hürlimann spielte den deutschen Nationalspieler zentral frei - und schon zappelte der Ball im Tornetz. Und weils so schön war, trug er sich fünf Minuten später gleich noch auf der anderen Spalte des Spielberichtsbogens ein: nach einem Einschlag legte er auf Dominik Mächler auf, der das 5:2 erzielte. Die Partie wurde nun etwas langatmiger, was vor allem an zwei Faktoren lag: die Bande kippte zwar wie gewünscht bei den nicht seltenen Spielerkontakten um, das Fabrikat war aber derart konstruiert, dass regelmässig ganze Längs- oder Querseiten komplett aufgerichtet werden mussten - von den sehr jungen Ballkindern eine schwer zu erledigende Aufgabe. Zum zweiten merkte man den Gästen doch eine gewisse körperliche Unterlegenheit an - nach zu vielen Zweikämpfen blieb einer der Südschweizer auf dem Feld liegen und sorgte für Behandlungspausen. Die zu frequenten Kinder im Innenraum sorgten dann noch für die ein oder andere merkwürdige Situation - unrühmliches Highlight war hier sicherlich, als einer der kleinen Herren im laufenden Spiel quer über das Feld auf die Toilette rannte - schade, denn bei einem ansonst würdigen Rahmen wirkten solche Momente doch eher befremdlich. Als die Flames schon in Gedanken auf dem Weg in die Kabine waren, sorgte Aldo Mignola zwei Sekunden vor der Pause noch für ein Ausrufezeichen: von Carlo Bonetti im Slot bedient sorgte der Tessiner noch für eine Ergebniskorrektur nach vierzig Minuten.
Im dritten Drittel begannen die Flames dann übermächtig und gingen gleich durch Tore von Dario Müller und Maurice Bernet mit 6:3 in Führung - was die Tessiner Bank mit Time-Out und Torwartwechsel quittierte. Unter dem Strich war aber für die Gäste nichts mehr in diesem Spiel zu holen: Gahlert sorgte noch für zwei weitere Scorerpunkte, als er in der 56. und 57. Minute jeweils auf Mächler auflegte, auch Berzel durfte noch die deutschen Farben auf dem Feld hochhalten, konnte aber bis auf eine Rangelei mit Roberto Valseia, für die beide einen kuscheligen Strafbankplatz gewannen, keine Akzente mehr setzen. Den Schlusspunkt unter die Partie setzte dann - und das war nach einer engagierten Leistung auch irgendwie verdient- dann noch der Gast, als Egloff drei Minuten vor Schluss den vierten Treffer für sein Team erzielten konnte.


  Jona-Uznach Flames   Ticino Unihockey
1 Philipp Kägi (TW) 55 Alessandro Tessitore (TW)
31 Stefan Kistler (TW) 1 Renato Petro (TW)
2 Maruice Bernet 8 Aldo Mignola
3 Niels Keller 10 Roberto Valsesia
4 Dominik Mächler 13 Gian Luca Prato
5 Manfred Berzel 20 Boris Pellegrini
8 Philipp Kuster 21 Adriano de Ciccio
9 Florian Hürlimann 22 Tiziano Conti
10 Raffael Grüttler 25 Raffael Egloff
12 Yves Troxler 27 Dario Biffi
13 Dominik Heller 31 Jody Piffero
15 Kevin Wellauer 33 Carlo Bonetti
17 Armando Unholz 61 Antti Naskali
19 Dario Müller 69 Simone Pellegrini
20 Jan Braun    
21 Marc Müller    
22 Andreas Gahlert    
23 Martin Nef    
24 Philipp Thoma    
25 Mario Schmucki