Estland - Polen 4:4 (0:3, 3:0, 1:1)

Nach den ersten beiden Spielen standen für die Polinnen zwei souveräne Siege zu Buche - allerdings waren diese auch etwas von der trügerischen Sorte, wurden sie doch gegen Österreich und Slowenien erzielt und somit eher dem sportlichen Pflichtprogramm zuzuordnen. Als erster Stolperstein sollte nun am dritten Spieltag Estland beseitigt werden - was dann wohl auch schon die Hotelsuche in der Schweiz zur Folge gehabt hätte. Auf dem Papier waren die Polinnen dabei klare Favoriten, zumal Estland in den ersten beiden Partien gegen Ungarn und Slowenien nur schwer in den Tritt gekommen war.
Auch die ersten baltischen Tritte in dieser Partie schienen eher schwer zu sein. Zwar spielten die Damen in blau schon gefällig, wirkten aber praktisch im gesamten ersten Drittel immer einen Schritt langsamer, eine Klasse schlechter. Elzibieta Piotrowska brachte so nach knapp fünf Minuten ihr Team auch verdient in Führung, ihr halbhoher Schuss hätte aber auch durchaus in den Händen von Riive Tamm landen können. Als in der 10. Minute Natalia Legowska auf Adrianna Kwiecinska auflegte und diese aus kurzer Distanz erhöhte, erwarteten immer mehr Zuschauer den gewohnten Gang - letztlich wurden die Estinnen zwar etwas besser, die ersten zwanzig Minuten gehörten aber klar Polen. Dabei war der dritte Treffer der Polinnen geradezu symptomatisch: Bogna Zielenkiewicz liess ihre Gegenspielerin Triid Voolaid auf Höhe der Mittellinie über die Bande laufen und leitete somit einen schnellen Angriff ein, den Martyna Rzepa nach einer Piotrowska-Vorlage verwandeln konnte.
Das zweite Drittel verlief zwar zunächst deutlich ausgeglichener, in den ersten zehn Minuten passierte aber nichts, was die polnische Souveränität wirklich ankratzte. Auch eine Strafzeit gegen Julia Jurkowska überstanden die Gastgeberinnen schadlos. Eine dumme Aktion von Magdalena Krzystyniak brachte dann Estland zurück ins Spiel: obwohl sie nach einem Gerangel an der Bande in der 32. Minute einen Freischlag für sich zugesprochen bekommen hatte, musste sie auch noch einen Rempler an die estnische Missetäterin - eine Szene, in der Petr Manda und Martin Reichelt nicht anders konnten, als die Spielerin auf die Strafbank zu verweisen. Wie genau der Ball an der polnischen Schlussfrau vorbeigelangte, konnte ich nur spekulieren, aber zur Freude der Esten schaffte es Elen Marunevits, ihre Mannschaft mit dem 3:1 wieder etwas näher ins Spiel zu bringen - vielleicht auch etwas mehr, denn Polen wurde nun nervös und liess sich die Partie aus der Hand nehmen: in der 38. Minute konterte Jane Klavan schön zentral, um dann auf den rechten Flügel zu Reti Väärt aufzulegen - der Ball zappelte zum Anschlusstreffer im Netz. In einer immer fesselnderen, schnellen Partie glich Estland dann sogar noch vor der Pause aus - in der Schlussminute des Drittels, war es wieder Klavan, die einen Konter einleitete - in die Torschützenliste durfte sich letztlich Triin Pähn eintragen.
Nach 44 Sekunden im Schlussabschnitt kassierte dann Estland ihre einzige Strafzeit der Partie, Katrin Lall blockierte den Stock der Gegnerin. Zwar blieb Estland schadlos, aber zwei Sekunden, nachdem Lall wieder auf das Spielfeld zurückkehre, zog Julia Jurkowska unbedrängt fast von der Mittellinie ab und erwischte einen Sonntagsschuss in den Winkel zum 4:3 für Polen. Sicherheit brachte dieses Tor für Polen aber keine, die Partie kann man nun als "offenen Schlagabtausch" bezeichnen. Eine nervöse Aktion brachte letztlich in der 53. Minute den Ausgleich: Kristi Rickberg profitierte aus kurzer Distanz von einem Abwehrschnitzer der Polinnen - zwar konnte Mariola Szarmach den ersten Versuch noch abblocken, am langen Pfosten musste die starke Klavan aber nur noch den Ball ins leere Netz schieben. In der offenen Schlussphase hatten beide Teams zwar noch Chancen, Polen aber ein leichter Übergewicht davon - unter dem Strich blieb es aber bei dem 4:4, was vor allem Polen für ihre Partie gegen Ungarn zittern lässt - die bereits abgeschriebenen Estinnen können sich am vierten Tag mit einem Sieg gegen die Slowakei in die Schweiz-Lotterie zurückmelden.


  Estland   Polen
5 Riive Tamm (TW) 31 Mariola Szarmach (TW)
6 Kristi Rickberg (TW) 1 Klaudia Jaczewska
3 Katrin Lall 2 Bogna Zielenkiewicz
4 Kati Loid 7 Malgorzata Pazio
6 Kristi Rickberg 8 Agata Kolesinska
7 Sirli Nellis 9 Maja Stenka
8 Elen Marunevits 10 Irena Mroch
9 Mariliis Lepist 12 Adrianna Kwiecinska
10 Kristi Lööper 13 Agata Plechan
11 Marii Kangur 14 Natalia Orkisz
12 Berit Oll 18 Martyna Rzepa
13 Triin Pähn 22 Magdalena Siuta
15 Jane Klavan 24 Magdalena Krzystyniak
16 Reti Väärt 37 Karolina Dutkiewicz
18 Annika Raun 69 Marta Stachowiak
19 Meelike Terasmaa 83 Karolina Piekarczyk
21 Liina Luih 88 Natalia Legowska
22 Kati Kütisaar 89 Hanna Samson
78 Savelin Sarnik 91 Julia Jurkowska
87 Triin Voolaid 98 Elzbieta Piotrowska