SG Bordesholm/Itzehoe "Blue Thunder" - Deutschland (Damen) 8:6 (4:2, 2:1, 2:3)

Das erste November-Wochenende hatte ich mir eigentlich anders vorgestellt: das letzte IFF-Wochenende vor einer Weltmeisterschaft bietet an sich traditionell immer eine Fülle interessante Partien, doch aufgrund gesundheitlicher Probleme musste ich mein Wochenendprogramm auf eine Partie am 6. Oktober 2010 kurzfristig kondensieren. Die Reise ging in Deutschlands Floorball-Norden, wo die SG Blue Thunder als Sparrings-Partner für die Nationalmannschaft der Damen agieren durfte. Sicherlich sind diese Vergleiche zwischen Männer- und Damen-Teams immer gerade wegen ihrer Ungleichheit spannend - es war also auch an diesem schleswig-holsteinischen Floorball-Nachmittag die Frage auf der Tagesordnung, ob sich überlegene Technik gegen die biologisch bedingte physische Stärke durchsetzen könne - aufgrund des immer besseren Unterbaus unter den Bundesligen eine nicht zu unterschätzende Aufgabe für die Mannschaft von Simon Brechbühler.
Die FVD-Damen begannen an sich engagiert und nahmen früh die Spielkontrolle in die eigene Hand. Allerdings resultierte aus dieser optischen Überlegenheit nur wenig Gefahr für das Tor von Alex Schmidt Thomee, der erste Treffer fiel so auch in der 6. Minute gegen die deutsche Nationalmannschaft: Jannik Drews drehte sich aus kurzer Distanz vor dem Tor und schloss unhaltbar ab. Die deutsche Mannschaft wirkte nun zögerlich und gerade in der Defensive zu verwundbar, Blue Thunder nutzte dies nach gut acht Minuten zum zweiten Treffer, als Florian Drechsler einen Angriff über die rechte Seite abschloss. Katja Timmel ließ dann aber Brechbühlers Hoffnungen wieder steigen, als sie eine Freischlagvariante - Antje Schmidt hatte den Ball auf die freistehende Spielerin der Floorball Riders Dürnten-Bübikon-Rüti (nicht nur diesen Namen hätte der Hallensprecher sich vorher einmal anlesen sollen ;) ) quergepasst - mit einem satten Schuss im Tornetz versenkte. Letztlich wirkten die Damen aber gerade im ersten Drittel zu unentschlossen - dies wurde durch zwei weitere Treffer der Gastgeber quittiert: Florian Holdorf versuchte sich in der 13. Minute an Svenja Zell, die zwar parierte, aber Frederike Scholz, die wohl zu gerne an diesem Tag in roten Trikots gespielt hätte, ließ im Nachschuss keine Abwehrmöglichkeit. In der 17. Minute stand dann erneut ein Gegenspieler der Nationalmannschaft zu sträflich vor Zell frei - Tillmann Wiebe traf zum 4:1. Zwei Sekunden vor der Pause konnten die Damen dann aber doch noch einen zweiten Treffer markieren: an sich hatte Timmel im Konter eine Großchance frisch vergeben, doch der Ball geriet in Höhe des linken Bullypunktes wieder an ihren Schläger und von dort mit einem präzisen Pass zu Sara Patzelt, die problemlos Schmidt-Thomee überwinden konnte.
Alle Hoffnungen auf einen ausgeglicheneren zweiten Spielabschnitt schien Spielertrainer Alexander Scholz bereits nach 34 Sekunden zerstören zu wollen, als er Zell in den kurzen Winkel überwand. Nach gut dreißig Minuten war dann auch die Schicht der Spielerin der Red Lions Frauenfeld (Schweiz) vorbei, von nun an durfte Claudia Mende ihr Glück versuchen - und wurde gleich in der 33. Minute mit einem Eigentor überwunden. So stand es nach 33 Minuten 6:2 für die gastgebende Spielgemeinschaft, die mit einer Zeitstrafe die FVD-Team-Hoffnungen etwas steigen ließen: gerade als Drews zwei Minuten nach einem Abstandsvergehen abgesessen hatte, traf Franziska Mietzsch aus spitzem Winkel zum 6:3 - ein Spielstand, bei dem es auch nach vierzig Minuten blieb. Eine unschöne Szene gab es aber noch zu berichten: Holdorf traf Patzelt auf Höhe der Mittellinie mit dem Schläger am Kopf, gab das Vergehen aber fair zu - an der fälligen Fünfminutenstrafe änderte dies freilich nichts.
Deutschland ging also mit einem eventuell beruhigenden personellen Polster in den dritten Abschnitt und konnten dies auch gleich nach 22 Sekunden im Schlussabschnitt durch Sonja Dietel zum vierten Treffer nutzen. Die Freude währte allerdings exakt neun Sekunden, denn praktisch im Gegenzug nach dem Bully stellte Chris Voigt in Unterzahl den alten Abstand wieder her. In der 44. Minute kam es dann noch zu einem unschönen Zusammenstoß zwischen Wiebe und Annika Mähler, der nach dem Mittelfeld-Foul wohl längere Zeit noch kräftig der Schädel gebrummt haben mag - die Weißenfelserin konnte nicht mehr am Spiel teilnehmen. Alexander Scholz hatte dann in einem Konter die Chance zu einem Unterzahltor in doppelter Unterzahl - allein dies unterstrich, welche großen Probleme die deutschen Damen gegen die sichere Spielgemeinschaft hatten, selbst in dieser numerisch überlegenen Phase den Ball zu erobern. In der 45. Minute sorgte dann aber Lisa Merle Entelmann doch noch für den Überzahltreffer zum 7:5. Erneut hatten die Gastgeber aber die schnelle Antwort parat: dieses Mal dauerte es 22 Sekunden, als nach einem misglückten Abspiel nach einem Einschlag sich ein Konter für die Schleswig-Holstein-SG ergab, den Iljas Salmasoi zum 8:5 nutzen konnte. Der Schlusspunkt gelang dann aber den deutschen Damen, die in Person der freistehenden Antje Schmidt somit wenigstens das Schlussdrittel ergebnistechnisch für sich entscheiden konnten - mit einem beherzteren Vorgehen von Anfang der Partie an wäre aber sicherlich ein besseres Ergebnis in dieser Partie möglich gewesen.


  SG Bordesholm/Itzehoe
"Blue Thunder"
  Deutschland
21 Alex Schmidt-Thomee (TW) 91 Svenja Zell (TW)
6 Ken Jürgensen (TW) 91 Claudia Mende (TW)
2 Jannik Jung 2 Lena-Marie Lübker
3 Fabio Witte 3 Katja Timmel
4 Chris Voigt 5 Laura Hönicke
5 Florian Holtorf 7 Antje Schmidt
7 Dennis Schmidt 8 Laura Neumann
8 Frederike Scholz 10 Sonja Dietel
9 Ole Jensen 12 Lisa Merle Entelmann
10 Larissa Engel 14 Juliane Hoffmann
11 Johan Menzel (C) 16 Sara Patzelt
12 Florian Drechsler 18 Pauline Baumgarten
13 Iljas Salmasoj 20 Jenny Horn
22 Alexander Scholz 22 Josephin Gacon
27 Jannitz Drews 23 Andrea Gerdes (C)
28 Torsten Ohletz-Woyte 24 Anika Mähler
36 Niclas Lindemann 42 Fanny Gatzke
71 Sven Traulsen 44 Franziska Mietzsch