TV Eiche Horn Bremen - UHC Weissenfels 3:3 (1:0, 1:0, 1:3, 0:0)

Doppelspieltag an der Berckstraße: am 2. Dezember spielten erneut die zunächst die Damen- und dann die Herrenvertretungen der gleichen Vereine gegeneinander. Für das erste Duell, das Spiel der Damen aus Bremen und Weißenfels, konnte man hier sicherlich Spannung erwarten - zwar standen bei den Gästen sieben Punkte in der Tabelle zu Buche, während sich die Bremerinnen bisher mit "nur" knapp der Hälfte auszeichnen konnten, doch beide Liga-Rückkehrer hatten bisher mit durchaus beachtlichen Leistungen überzeugt.
Die Weißenfelserinnen versuchten die leichte Favoritenrolle, die aus der Tabellensituation resultierte, von Anfang an anzunehmen. Die Gäste spielten druckvoller, wenn auch etwas ideenlos, so dass die sichere Bremer Defensive nur selten in wirkliche Bedrängnis kam. In den ersten zehn Minuten gab es ein klares Übergewicht der weiss-roten Weißenfelserinnen, ehe Bremen auch immer mehr Akzente in der Offensive setzte. Die Bremer Offensive versprühte einen Hauch von Effektivität - das 1:0 durch Lisa Entelmann war eine der ersten guten Bremer Torchancen. Damit ist der Chronistenpflicht aus dem ersten Drittel auch genüge getan - beide Teams zeigten zu wenig, als dass mehr als dieses Tor hätte fallen können.
In der vierten Minute des zweiten Drittels kam es dann zur Szene des Spiels - bezeichnenderweise handelt es sich hierbei nicht um ein Tor, sondern eine sportliche Unrühmlichkeit der traurigen Art. In einem Zweikampf sah Andrea Gerdes, die als Nationalspielerin wohl erfahrenste Spielerin und eine der Leitbilder einer sehr jungen Weißenfelser Mannschaft, sich gefoult. Ob es sich tatsächlich um ein Vergehen gegen die Nummer 14 des UHC handelte, konnte ich aus meiner Position nicht erkennen - letztlich würde aber auch dies nicht den sportlichen Amoklauf erklären, den Gerdes nun an der Berckstraße unrühmlich aufführte. Nach ein paar Beschimpfungen schmiss die Weißenfelserin ihren Schläger in Richtung der Eiche-Kapitänin Anna Baumann, die glücklicherweise nur am Fuss getroffen wurde. Folgerichtig mussten die Schiedsrichter Lachenmaier und Tölzer, die im Unterschied zum danach folgenden Herrenspiel in dieser Partie schwer eine gemeinsame Linie fanden, eine Matchstrafe gegen Gerdes aussprechen. Diese war gar nicht mehr zu beruhigen, die Schiedsrichter gaben nach dem Spiel neben dem Stockwurf noch Schiedsrichterbeleidigungen, Beleidigung gegen Spielerinnen der gegnerischen Mannschaft und einen "Stinkefinger" zu Protokoll, so dass man der Unihockey-Sportgerichtsbarkeit in der besinnlichen Adventszeit auch gleich noch Arbeit beschaffte. Letztlich war die Partie aber nun nicht nur ruppig, sondern vor allem auch zerfahren. Durch das Reklamieren von Gerdes vor der Matchstrafe war Bremen nun eine siebenminütige Überzahl garantiert - diese Zeit "nutzten" die Gastgeberinnen aber zunächst einmal dafür, per Abstandsvergehen nur acht Sekunden später selber eine Spielerin für zwei Minuten auf die Strafbank abzusenden. Letztlich muss man den Weißenfelserinnen an diesem Nachmittag ein recht geschicktes Unterzahlspiel, den Bremerinnen hingegen ein langsames und ideenloses Überzahlspiel attestieren. Trotzdem konnte Nina Pfelzer wenigstens einen Treffer im Powerplay marieren. Kurz vor der Pause durfte noch Baumann für die Bremerinnen für zwei Minuten das Spielfeld verlassen - erneut war es ein Abstandsvergehen, was der Weißenfelser jungen Truppe, die inzwischen mit Kerstin Neumann in der Spielertrainerinnen-Position verstärkt waren, zu Beginn des dritten Abschnitts eine Überzahlsituation garantierte.
Die Partie war nicht besser geworden, dafür hatte der "Dirty Talk" auf dem Spielfeld schon ein beachtlich hörenswertes Ausmaß angenommen. Zu besonderem Ruhm und Tragikkomik kam das Abstandsvergehen, denn im dritten Drittel musste Weißenfels gleich dreimal für ein solches auf die Strafbank. In der 50. Minute - Weißenfels hatte inzwischen auf 2:1 verkürzt - gab es sogar eine Zweimannüberzahl für Bremen, doch das Überzahlspiel war erneut wenig überzeugend. Die Partie plätscherte mit viel Spannung und wenig Attraktivität zu ihrem Ende hin und schien durch Juliane Hoffmanns 3:1 in der 53. Minute vorentschieden - doch Weißenfels gab sich nicht auf und kämpfte sich ins Spiel zurück. 19 Sekunden nach Hoffmanns Tor verkürzten die Gäste nach einem Freischlag, drei Minuten vor Ende des dritten Drittels schoss eine Weißfelser Stürmerin der Bremer Torfrau von hinten so auf die Schoner, dass der Ball über die Torlinie trudelte. Irgendwie hatte dieses Spiel dieses Tor verdient gehabt - wenig verdient hatten die Zuschauer hingegen die nun folgende Verlängerung, denn an sich hatte man schon genug Unihockey der vergebenen Chancen gesehen.
In der Overtime begann Bremen sehr druckvoll, schien nun unbedingt den Extra-Punkt in der Hansestadt lassen zu wollen. Zwar hielt Weißenfels dem Druck gut stand und konnte sich an diesem Nachmittag auf eine sichere Nancy Gatzsch im UHC-Tor verlassen, doch nachdem gut zwei Minuten vor Schluss und einem leichten Abebben der Bremer Angriffsbemühungen immer noch kein Treffer einstellen wollte, zeigte sich Weißenfels als guter Gast und spielte so lange mit sieben Spielern, bis die Schiedsrichter gar nicht mehr anders konnten, als wieder ein Plätzchen auf der Strafbank zu vergeben. Auch wenn man darüber sicherlich geteilter Meinung sein kann, hätte ich mir hier etwas Risikobereitschaft der Bremerinnen gewünscht, um vielleicht sogar ohne Torfrau das Tor in Überzahl zu erzwingen - letztlich hätte eine Sudden Death-"Niederlage" ja auch keinen Effekt auf das eigene Punktekonto gehabt - stattdessen gesellte sich noch dreißig Sekunden vor Schluss Saskia Bargmann zu ihrer Weißenfelser Gegnerin auf die Strafbank, nachdem sie sich unbedrängt den Ball mit dem Arm vorgelegt hatte.
Letztlich blieb es also beim 3:3 - ein Ergebnis, welches man das Prädikat "leistungsgerecht" durchaus verleihen kann. Bremen hatte zwar mehr Chancen und wirkte etwas abgeklärter, der sehr jungen Mannschaft aus Weißfels - lediglich Neumann, Gerdes, Magdalena Tauchlitz und Sindy Blanke hatten aus diesem Team das zwanzigste Lebensjahr bereits überschritten - muss man aber einfach für ein an der Altersklasse gemessen sehr gutes Spiel absoluten Respekt zollen. Da sich der Vorsprung auf den Fünftplatzierten aus Bremen durch diese Partie wenigstens nicht verringert hatte und sie außerdem den Ausrutscher von Gerdes und den Zweitore-Rückstand geradezu erfahren weggesteckt hatten, konnten sich die UHC-Mädchen letztlich sogar als heimliche Siegerinnen der Partie fühlen.